DIE LÄNGSTE NACHT, 21. auf 22. Dezember 2019

Von Brita Polzer

Erstaunlich viele Leute sind vor Ort, sitzen still im Dunklen und schauen. Und in den Pausen wird geschwatzt, vorn an der Bar, oder hinten im Nebenraum, wo man ein Sandwich oder eine Suppe holen kann. Viele Leute kennen sich, viele gehören der Performanceszene an. Draussen ist es dunkel und regnerisch, hier drinnen im Walcheturm möchte man eine Art wohliges Gemeinschaftsgefühl ausmachen.

20:30 – 21:28 Olivia Wiederkehr mit Thomas Peter

Olivia Wiederkehr und Thomas Peter bauen auf, legen quadratische, genoppte Schaumgummiplatten zu einer Art grossem Teppich aus. Eine synthetisch-weiche Landschaft entsteht, etwa zimmergross – um die herum sich das Publikum niedergelässt. Das Paar steckt in weichen Ganzkörperanzügen, er getigert, sie dunkelgrau. Er ist barfuss und kriecht dann nur noch herum, damit beschäftigt den Synthesizer und ein kleines Kästchen und verschiedene Dinge und Stäbe zum Tönen zu bringen. Die Frau schichtet rosa Schaumgummiquadrate zu einem Sitzpolster/einem Bett. Ein unidentifizierbares Rauschen dehnt sich aus und die Frau spricht von Klängen, die innerhalb einer räumlich begrenzten Umgebung den Menschen in seinem Alltag umhüllen, wobei es sich um technische, menschliche oder künstliche Klänge handle, eine akustische Collage, eine scape composition. Ziel sei das Wecken von Assoziationen und Erinnerungen. Kindertöne sind auszumachen und die Frau mit üppiger Figur rekelt sich in ihrem Strampelanzug, um das Mikrofon zu ergreifen. „Wir hören euch jetzt weg vom Lärm der Strasse in eine ruhigere Gegend in eine Seitenstrasse“, spricht sie langsam vor sich hin, „über einen Kiesweg gehen wir ein paar Stufen hoch und öffnen eine Tür“. Ihre Aussagen werden von passenden Tönen begleitet, die er produziert. „Wir ziehen die Schuhe aus, stellen die Tasche neben den Tisch“. Von Tee wird gesprochen und einem Sich-gemütlich-aufs-Sofa-Setzen. „Dieser Ort ist ein Raum der physischen Sicherheit, der Stabilität. Wo wir später in die Weichheit des Bettes fallen.“ Nun liegen beide auf dem „Teppich“, der Ton verebbt und man hört auf einmal die Stimmen von der Bar, das Knarren der hölzernen Fussböden des Walcheturms, man schaut ins Publikum, das halb im Licht und halb im Dunklen sitzt. Dann macht der Mann wieder Töne, wie ein tiefes Atmen, und sie liegt auf dem rosa wackligen Schaumgummibett, bewegt Arme und Beine wie im Traum, bis die wacklige Unterlage zusammenbricht. „Die Intimität des Wohnraums ist ein süchtiger geografischer Punkt in den Bewegungen unseres Lebens. Es ist der Ort, wo wir unsere Privatsphäre pflegen“, sagt sie, sich räkelnd, während das Mikrofon über ihr baumelt, als wäre sie im Schlaraffenland, und er Töne auf kleinen Schüsselchen produziert. „Es ist der wichtigste Raum, um die Fluten und die Ebbe der eigenen Aktivitäten zu regulieren, eine Basis, von der aus wir in die Welt gehen und von der wir regelmässig zurückkommen. Ein räumlicher Schlüssel für unsere eigene Sichtweise nach draussen – in die globalisierte Gesellschaft. Nachhauszukommen bedeutet also hineinzuzugehen“. Während sie lasziv herumliegt, ist er wie ein eifriges Tierchen beschäftigt und lässt Glockentöne erklingen, die zum Gebet zu rufen scheinen. Er wurschtelt so vor sich hin, schaut nur nach unten. Sie dagegen räumt auf, macht aus dem Bett eine Art Sofa, eine Sitzecke, in die sie sich nun hineinlümmelt. „Der intime Ort ist auch ein delikater Ort, er vereint Vorstellungen und Erwartungen, dass wir die alleinigen Besitzer sind dieser akustischen Insel.“ Hämmernde Töne erklingen. „Ein Geräusch, das nicht dort auftritt, wo es sollte, ist eine Verstörung oder eine mögliche Verletzung“, sagt sie, und baut nun um, stellt rosa Dreiecke auf, während er ein wenig vor sich hin pfeift und eine Drahtbürste über das Kästchen kratzen lässt. Nach etwa 40 Minuten verlassen die beiden ganz unspektakulär ihr Wohn – oder Schlafzimmer. Sie haben einen kleinen intimen weichen Raum geschaffen, ein wenig erotisch, ein wenig befremdlich, sie als philosophische Diva, er als eichhörncheneifriger Klangweltenproduzent.

21:28-22:27 Guillaume Pilet mit Zhao Lin

Guillaume Pilet, Mitte 30, und Zhao Lin, Anfang 20, agieren frontal zum Publikum. Sie richten sich vor zwei Mikrofonen ein, tragen beide Kappen und T-Shirts, auf denen „Boyfriends“ zu lesen ist, und trinken Bier, mit dem sie sich bisweilen zuprosten. Sie sprechen englisch. Ein Diskolicht kreist rot über ihnen, ansonsten ist der Raum dunkel. Guillaume Pilet aus Lausanne führt ein – er wolle eine story erzählen, letzten September habe er sich in Shanghai verliebt. 7 Monate seien sie getrennt gewesen, nun sei Zhao Lin angereist, erstmalig habe er China verlassen. Dann lesen die beiden abwechselnd die messages ab, die sich schickten, bevor sie in Shanghai schliesslich zusammenfanden. Kennengelernt haben sie sich über eine dating-app. Wir hören also eine lovestory, abgelesen von Handys, auf denen die Sprechenden runterscrollen, und in der auch Emojis versprachlicht werden. Eine Kommunikation, die weit entfernt voneinander stattfand, die nun face to face vorgetragen wird. „Glad you like me”_“I like men with talent”_“I prefer mature men”_“Sorry I am not single” hören wir und erfahren, dass Zahao eine Beziehung hatte_„You are the boy in love with another man”. Das Geturtel fliesst dahin, wobei die Rollen ungleich verteilt sind. Während Guillaume, der ältere, den man hier kennt, bisweilen den Faden verliert, lachend und ein wenig beschämt ins Publikum schaut, deutlich emotional betroffen ist, bleibt Zhao gelassen, kokett-humorvoll, sprachgewandt und nicht geniert. „Why are we so close”_“Hahaha”_“I told my friend about you yesterday”_“I have air-condition”_“Would you marry me?”, geht es weiter, die Fotografen bewegen sich durchs Publikum und um die Protagonisten herum, die ZuschauerInnen lachen bisweilen amüsiert. „I cannot marry you in China”_„Love”_ „And I am shure you have other options. There are so many guys waiting for you“_„Purple heart“_“love emoji”_“you artists are so weird“_“link emoji link emoji“_“Artists are ment do be the best lovers“_“I know nothing about art“. Im Raum ist es still, das rote Diskolicht kreist über den Lesenden. Ich fühle mich wohl. Hängt es damit zusammen, dass ich weiss, ich werde einige Stunden bleiben, nichts kann mich also von aussen rufen und locken? Lässt man sich anders ein, wenn man weiss, man hat eine Abmachung? Die Liebenden sind mal koketter, mal ernst, sie fragen sich, ob sie sich sehen werden: „I did not say, I couldn’t love you“, heisst es, oder „How long do I have to wait?“ und „If you don’t want to wait, I will walk out of your life”_“Love emoji, love emoji”. Wenn eine Nacht vergangen ist, geht es am nächsten Morgen weiter mit “Morning“… und schliesslich weist Guillaume seinen chinesischen Liebsten an, wie er ins Hotel auf den Uni-Campus kommt, in dem Guillaume untergebracht ist. Gut 30 Minuten sind um, die beiden ziehen sich zurück.

22:27 – 23:25   Omri Ziegele mit Yves Theiler

Der weisse Flügel, der bisher schon dominant im Raum stand, wird nun zum Mitspieler.

Yves Theiler und Omri Ziegele treten ins Rampenlicht, der eine wird den Flügel beherrschen, der andere sein Saxophon. Letzterer trägt karierte Hosen und einen Turban. „Open the door. There is more life than you can think of”, sagt er und “Look out the window and the thousand colours will talk to you. Nobody told you that it’s easy. No it’s hard work.“ Wieder wird also englisch gesprochen, aber Sprache bleibt diesmal im Hintergrund. Stattdessen beginnt eine Art Unterhaltung der Instrumente, könnte man es Free Jazz nennen? Mit geschlossenen Augen geben sich die Männer der Musik hin. Omri Ziegele bläst mit vollen Backen, sein Gesicht läuft rot an, bisweilen kniet er auf dem Boden. Die Stimmen der Instrumente fliessen ineinander, trennen sich. „Don’t pick that flower it will pick yourself” heisst es und wieder: “Nobody told you that it’s easy, no it’s hard work”. Ein Fotograf pirscht heran, nimmt mir die Sicht, ein zweiter nähert sich von hinten. Wie würde sich diese Performance wohl ohne Ton ausmachen? Die Männer bewegen sich expressiv, bisweilen fast ekstatisch. Dann beruhigen sie sich, Omri Ziegele wischt sich den Schweiss ab, trinkt einen Schluck Kaffee und putzt auch sein Saxophon ab. Dann wippt er wieder hin und her, ruft ins Mikrofon, sein goldiger Fingerring passend zum Instrument. Auch Yves Theiler bewegt sich über dem Flügel hin und her, der Fuss schwingt mit, den Kopf dicht über den Händen. Der Saxophonist wird wie in einem Aufschrei nach oben gerissen, auf die Zehenspitzen, dann kommen kaum noch Töne heraus, er kniet wieder auf dem Boden…. Kann man Musik mit Worten erfassen? Sie kann weh tun, der Klavierspieler zittert, der Saxophonist ist wieder zum Stuhl gegangen, auf dem er seine Utensilien gelagert hat. Mit einem Tuch trocknet er sich den Schweiss ab, stellt das Saxophon in den zugehörigen Ständer, und die Augen immer noch geschlossen, hört er dem Klavier zu. Er hat seinen Turban abgenommen, die Haare stehen zu Berge, er singt. Im Publikum haben sich die dicht besetzten Stuhlreihen ein wenig gelichtet, von irgendwo kommt kalte Luft herein. Omri Ziegele nimmt sich nun eine Flöte vor und als ob er ungeduldig sei mit diesem kleineren Instrument, scheint er es mit zu viel Puste zu maltraitieren, lässt misstönende aber dann auch wohlklingende Laute erklingen.  Das Klavier, das ein Weilchen geschwiegen hatte, fängt ganz klein wieder an. Immer haben die Männer ihre Augen geschlossen, ich schliesse auch meine und natürlich öffnet sich ein viel intensiverer Klangraum. Ich verstehe, dass man – konzentriert auf das Akustische – das Visuelle ausschliessen möchte, dennoch empfinde ich dieses sich abschottende Auftreten vor Publikum als unangenehm, als ein wenig prätentiös, selbstbezüglich und auch humorlos. „Was ich noch sagen wollte“, fährt der Saxophonist weiter, „die Sterne waren so freundlich mit mir…die Zeit vergeht, es ist ein Übel, man hat nichts davon und trotzdem so lange so lange schon lange nicht mehr. Was ich noch sagen wollte, es dauert nicht lange. Ich sags trotzdem don’t take that flower… Die lange Nacht die lange Nacht ich könnte ich kann nicht mehr…Es gibt uns ja noch….“. Nach 45 Minuten machen die beiden Schluss, verbeugen sich vor jubelndem Publikum. Sie haben sich verausgabt. Würde ihr „perfekter“ Auftritt nicht eher in den Moods-Club passen? Einer experimentellen Performance-Bühne werden sie nicht ganz gerecht.

23:25 – 00:24 Philippe Wicht, danach Paula Coquart mit anderen

Der Raum ist dunkel, mittendrin hängt schief ein grosses Tuch/Plakat bemalt mit einem finsteren Gorillakopf. Dramatisch sonore Musik versetzt alle in erwartungsvolle Aufregung. Ein Mönch in Kutte, dürr und gross, schleicht sehr langsam der Wand entlang in den Raum hinaus. Er trägt Stiefeletten und wirkt wie eine kostümierte Holzfigur. Der Ton sackt ab. Ist es Frankenstein? Licht liegt nur auf dem herumschleichenden Monstrum, das sich in Zeitlupe mit sich überkreuzenden Schritten gen Affe bewegt. Die Musik dröhnt tief, mit hellen Obertönen, füllt mächtig den Raum, bleibt fast unverändert. Der Mönch kriecht nun auf der Erde, legt sich hin, demütig vor dem Affen, sein heller Glatzkopf leuchtet. Wie Kirchenglocken tönt es nun. Er schiebt sich unterm Tuch durch auf die andere Seite, die Musik klingt bedrohlich wie unter Wasser, er leuchtet mit einer Taschenlampe den Vorhang ab, durch ihn hindurch, aufs Gebiss des Gorilla. Töne wie von aufgeschreckten Tieren erklingen, Angst, tiefes Grollen, ein Schaudern. Musikwechsel: Jetzt wie ein Zug, der über Schwellen fährt. Philippe Wicht operiert mit zwei Taschenlampen und einem fixen Strahler, er zieht das Tuch hoch an zwei Schnüren wie ein Marionettenspieler. Ist es ein Kampf mit dem Tier, dem Götzen? Er tritt das Plakat zu Boden, singt, zieht seine Kutte aus und läuft nun in einem gebatikten längeren Kleidchen herum. Er schleicht wieder an der Wand entlang, um plötzlich als Kreatur auf die Zuschauer zuzukrabbeln, ein seltsam abstossendes und zugleich sexy Wesen, das dann schnell verschwunden ist. 25 Minuten hat der Auftritt gedauert, ein kurzes finsteres Schauermärchen in Zeitlupentempo.

Paula Coquart mit anderen
Auf einem winzigen Teppich liegt mit aufgestütztem Arm eine dicke Frau mit tiefem Ausschnitt. Ein Schwarzer mit blauem, zu grossem Anzug und Wuschelkopf läuft im Raum herum, ebenso ein Weisser, schlacksig weiss gekleidet. Laute Musik füllt den Raum. Später kommt noch ein ganz schwarz gekleideter Weisser hinzu und vom Publikum aus wirkt noch eine Frau, ebenfalls mit stattlichem Ausschnitt, mit.

Worte fallen: anxiety – it gets me every time – get’s me every time resistable.

Von einer anderen Realität wird gesprochen, von Emotionen und Bedrohungen und von the deep deep sea und einem internet cabel. Mir ziemlich unerklärlich laufen die Figuren herum, der Schwarzgekleidete so hektisch, als sei er gänzlich überdreht, und abgesehen von einer kurzen schmachtend-bedrohlichen Annäherung zwischen dem weiss und dem schwarz Gekleideten, laufen alle einzeln, einsam herum. Let’s celebrate, hört man, how much do you want? So wild hüpfen und springen sie durch den Raum, dass der schwarz Gekleidete hinfällt und die liegende Frau in Bedrängnis bringt. It’s sick, heist es, It’s just a fake. Die Musik ist schrill und laut. Die Liegende zieht sich ihre Schuhe aus, steht auf und tanzt mit den Männern herum. Welch überhitzte Stimmung und welche Einsamkeit.

00:24 – 1:22 Angela Marzullo mit Nelson

An einem Tisch sitzen ein kleiner kräftiger dunkelhäutiger Mann und eine dünne Frau mit hoch toupierten Haaren im Irokesenschnitt. Er trägt ein kleines Röckchen mit Südseelandschaft drauf, Schuhe mit hohem Absatz, Ringelstrümpfe und er ist geschminkt. Sie trägt eine Lederhose und ein Liebli. Beide pusten ein paar Seifenblasen in den Raum, jemand bastelt am technischen Gerät herum. Schliesslich stehen Angela Marzullo und Nelson auf und schnüren sich ein rotes Seil um den Bauch und lassen es tanzen, mal ganz ruhig, wie zum Gummitwist, mal als liefe elektrischer Strom hindurch. Zu einem französischen Chanson wird ein wenig herumgeknutscht, sie entbinden sich und sitzen jetzt auf je einer Seite eines kleinen Teppichs. Sie unterhalten sich auf Französisch und spielen Armdrücken. Sie gewinnt mehrmals. Sie gehen zurück an den grossen Tisch, die Musik wird nun dröhnend laut, die beiden plaudern ein wenig, essen und trinken. Der Screen wir eingestellt, ein Film zeigt eine lasziv liegende und rauchende Frau, an ihrer Seite ein Spielzeughündchen, das sich aufbäumt und gegen ihren Schoss kläfft. Zwei weitere Filme zeigen einen liegenden Mann, der, optisch verkehrt herum, aus einem Buch vorliest. Angela Marzullo kommt nach vorn in den Raum, zieht sich das Liebli aus, man sieht ihr kleinen Brüste, die Rippen, ein klein wenig Bauchspeck, der sich weich über dem Hosenbund wölbt. Sie steckt sich eine Art Geweih in die Hose und schiesst mit einer Schleuder ins Publikum. Sie klettert auf Stühle, bewegt sich von Stuhl zu Stuhl, verdrängt die dort Sitzenden. Dazu gibt es holprig aufpeitschende Musik. Sie klettert einem Man auf die Schulter, veranlasst ihn, aufzustehen und sie zurück zum Tisch zu tragen. Ein Film zeigt ihren nackten Torso mit Granatapfel drauf und durchlaufende trans-Worte begleiten: transition_translation_transmuer_transparaitre_transit_translucide_transmutation_transylvanie. Mit einem kleinen Spiegel schaut sie ihren Körper an. Ein weiterer Film zeigt ihn von unten, mit behaartem Bauchnabel und Brust. Derweil sitzen die beiden am Tisch, sie hat die Füsse auf der Tischplatte, sie plaudern, lachen, schauen sich die Filme an. Ein neuer Film zeigt, wie sie sich Bauch und eine Brust mit einer Mullbinde abbindet und PASSION auf die Haut druckt. Ein weiterer Film zeigt ihn, wie er auf dem WC sitzt. Davor, am Tisch, beginnt er, ihr die Haare zu machen. Ein letzter Film zeigt Barhocker, das Licht wird heller, sie geht in den Raum und schiesst mit der Schleuder Äpfel ins Publikum und animiert andere mitzumachen. Das Publikum flüchtet oder versucht, sich zu schützen.

Angela Marzullo und Nelson „bespielen“ die ganze, ihnen zur Verfügung stehenden 60 Minuten und ohne Weiteres könnten sie wohl ziemlich endlos weitermachen. Die Performance ist weniger durchgeplanter Auftritt, als vorgetragene Absicht, uns ein wenig an ihrem schrägen Alltag teilnehmen zu lassen. Die beiden unterhalten sich und uns, sie sitzen gleichsam am Küchentisch und vertreiben die Zeit, als ob sie teilweise kaum noch an uns dächten, als ob sie die Technik nicht immer ganz im Griff hätten, als ob sie nur locker wüssten, welche Filme sie zeigen wollen. Der Auftritt besteht aus Klamauk, Liebesgeplänkel, Provokation, lockerer Anmache und müssigem Zeitvertreib in einem Trans-Feld, das neugierig macht.

 

Ich hatte eigentlich vor, die ganze lange Nacht zu bleiben, aber plötzlich überkommt mich die Sehnsucht nach meinem Bett. Ich nehme den Nachtbus heim.

Was mir aufgefallen ist:
Die von mir beschriebenen fünf Stunden Performance fanden ohne jede Ankündigung oder Namensnennung statt. Es war, als ob Bilder im Museum ohne Legenden daherkommen. Ein paar wenige Infos fände ich hilfreich, sei es, dass sie mündlich jeweils vorab mitgeteilt würden, sei es, dass eine kleine Broschüre über Lebenswege und Kontexte informieren könnte.
Vermisst habe ich auch mehr Kreativität in der Nutzung des Raums. Die von mir erlebten Auftritte waren überwiegend zur hinteren Rückwand hin ausgerichtet, vor welcher die Performer/innen mehr oder minder „frontal“ zum Publikum agierten.

 

 

 

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