Olivia Wiederkehr mit Thomas Peter: „Volumes of Silence and Noise“, 20.30 -21.28 Uhr

Umringt vom Publikum befinden sich die beiden Performenden in Leopardenmusteronesies gekleidet auf einer Schaumstoffinsel. Die eine fläzt sich auf eine aus vielen einzelnen Schaumstoffquadern zusammengebauten Liege, der andere kauert daneben, umgeben von kleineren Gerätschaften. „Soundscape,“ spricht die liegende Performerin ins Mikrofon, „zu Deutsch Klanglandschaft, ist alles Hörbare.“ Und bei dieser Performance handle es sich um eine Soundscape-composition. Alles Hörbare werde also von den Performenden zusammengestellt, erklärt sie beinahe lasziv. Die Hörenden würden in eine Klanglandschaft abtauchen, Sinn sei es, Assoziationen und Erinnerungen zu wecken.

Doch den beiden kann man unmöglich nur zuhören. Die Schaumstofflandschaft tut sich schon in ihrer klangverschlingenden Materialität als Gegenpol zum Soundscape hervor. Durch die Erzählerinnenstimme und den erzeugten Geräuschen wird weg von der Strasse in den Raum der physischen Sicherheit und Stabilität geführt – noch wackelt die modulare Liege unter den langsamen Bewegungen – nach Hause auf das Sofa, ins Bett, an den Ort der Ruhe und Stille. Der weiche Schaumstoff gibt der Entspannung der sprechenden Performerin gutmütig wie ein Sofa nach. Der höchste Komfort scheint erreicht, als noch ein Klang von kochendem Wasser, das einem Wasserkocher ähnlich tiefer und tiefer bis zum Schlaf, den Raum erfüllt.

Da kratzt und streicht es und ein Riss zieht sich durch das ganze Bild, dass die Performerin von ihrem Schaumstoffthronbett stürzt. Die einzelnen Teile fallen auseinander und bilden ein Nest, eine Badewanne, in der sie nun sitzt. Duschgeräusche ertönen. „Die Intimität des Wohnraumes ist ein wichtiger geografischer Punkt in unserem Leben,“ deklamiert sie. Es klingelt, eine Pendule. „Die Hülle der sonoren Insel kann sehr dünn sein. Die Geräusche können ganz unterschiedlich wahrgenommen werden. Sie schleichen in intime Räume. Störung oder eine mögliche Verletzung können sie zur Folge haben.“ Sie baut mit den labbrigen Schaumstoffplatten einen Schutzwall, der sie zu ihrem Geräusche erzeugenden Coperformer abgrenzt. Aus der Couch wird ein Bollwerk, aus den Behaglichkeiten ein Gefängnis. Auf der anderen Seite der Mauer liegt eine kleine Holzschachtel, mit der Sounds erzeugt werden, ebenso ein Ipad und eine Klangschale. Analoges und Digitales mischen sich, und aus dem Performer kommen Klänge. Zu allem Überdruss pfeift der Nachbar! Doch wie Klang stören kann, kann er auch verbinden. So finden denn die beiden Leoparden am Ende zusammen.

von Anna Leibbrandt

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