Leo Hofmann mit Una Lee: „Bias Dialogs“, 17.35 – 18.33 Uhr

Gleich im ersten von vier Teilen der Performance „Bias Dialogs“ machen die beiden Performenden Hofmann und Lee den Raum in die unwegsamen Ansagen derer auf, die unseren Alltag mit vermeintlichen Hilfestellungen, Dienstleistungen und Warnungen von Lasten zu befreien behaupten.

„Your call is important for us.“ „Please hold the line.“ „Please make sure…“ Aus gesprochenen Fragmenten von Bahnsteigdurchsagen und Handlungsanweisungen sowie Entschuldigungen aus dem Telefonhörer tut sich vor dem inneren Auge die Landschaft einer globalisierten Welt auf, die sich in U-Bahn-Schächten mit WLAN und glattpolierten Bodenplatten von Flughafen-Lounges abspielt. An der Höflichkeit des Gesprochenen prallt alle inhaltliche Dringlichkeit ab, wie das Glas und der Stahl derartiger Umgebungen das eigene Spiegelbild zurückwerfen.

Von den Aussagen der Ansagen hin zum virtuellen Assistenten wird der bias, die Befangenheit, nur noch deutlicher. Im Ping-Pong-Gespräch zwischen virtueller Intelligenz und Performerin (Lee) ergibt sich ein Gespräch via Mobiltelefon, bei dem die Rollen um Mensch und Maschine langsam kreisen, bis der Eine das andere ist und die Andere das eine. Wer steuert hier eigentlich wen? Der Dialog verkommt mittels Dopplungen und durch das Hinundherreichen der Rollen zu einem Monolog. „We have reached an impasse.“

Der Performer (Hofmann) spricht mit monotoner Stimme „my sweet little heart is now yours, my dear friends.“ Wird hier ein Literat zitiert oder verschenkt gerade ein Roboter sein Herz? Bei der Aufzählung „Things that make noise“ prasselt Regen, auf ein Dach. Doch der Regen kommt aus der Konserve und prasselt lediglich als Schallwellen an die Ohren des Publikums. „Things that cannot be compared – day and night“ – Gegensatzpaare wie aus einem Lehrmittel. Menschliche Figuren fügen sich auf der Bühne aus Mensch oder Mirkofonständer überdeckt mit Tüchern zusammen und erscheinen in ihrer Verhüllung am Ende gleich.

„I walked into the room and she was laying in her bed. “„I walked into the room and she was sitting on her bed.“ „I walked into the room and he…“ Immer und immer wieder geht eine Person in den Raum – in denselben? – und findet nie die exakt gleiche Situation vor. Die Performerin ist durch die vorgegebene Zeitlichkeit der Videoeinspielung gehalten und durchbricht sie durch ihr leicht verzögertes Sprechen des im Video Gesagten. Ein Loop, der keiner ist. Doch der Ausbruch daraus ist nicht minder befreiend.

von Anna Leibbrandt

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