Chris Regn mit Fränzi Madörin: „Gesteigerte Heiterkeit“, 16.37 – 17.35 Uhr

Der heitere Tag ist gerade noch da, als Chris Regn und Fränzi Madörin zum Sonnenuntergang das Feuer entfachen. Als schamanische Assistenz-Vermittlerinnen geben sie die Anleitung zum DIY eines „veganen Rituals“ mit dem der Sprung ins grösste Dunkel des Jahres gelingen soll. Aus der Wolke, die im Licht der Dämmerung in ihrem intensiven Weiss klar und wuchtig aufsteigt, öffnet sich ein grosses Tor aus Caramel. Umhüllt vom Dampft von Feigenholz, Rosmarin und knisterndem Lorbeer ist der Weg in die Nacht gebahnt.

Sich in die Finsternis zu trauen, sich darin zurechtzufinden – im Wald, im Park – wäre beispielsweise als Baumimitatorin möglich, aber heute gehen wir raus als Tier. Der Frotteepanda (Regn) singt ein Lied davon. Dem sich in den vergangenen Wochen abziehenden Licht lässt sich jedoch auch anders begegnen: Als ideale Konsumentin. Schon früh wird gelernt, wie Madörin erzählt, wenn ich mir ein tolles Hobby aussuche, bekomme ich von den Eltern eine tolle Ausrüstung dazu. Aus der Dunkelheit steigt eine gesteigerte Kauflust empor. Irgendwann fällt einem vielleicht auch auf, dass sich das Lesen lohnt, „weil Bücher zu besitzen, ist auch etwas Tolles.“

Mit Schalk und Ironie in Erzählungen und Liedern schlingern die beiden Performerinnen vor zum „nützlichen Kaufen“. Das ganze fehlende Licht, kann ja durch sinn- und wertvolle Einrichtungsgegenstände kompensiert werden. Knips-knips-knips. Eine Birne nach der anderen erstrahlt und eine Wohnung füllt sich nach und nach mit Lampen aller Machart. Und das bisschen Licht, das von aussen kommt, wird Ritze für Ritze von traumhaften Vorhängen und Rollos komplett draussen gelassen, dass auch die Schrankinnen-beleuchtung erstrahlen möge. Die Wohnung, ausgekleistert mit Schränken, Rollos und Leuchten ist zum Darkroom geworden. Darauf kreisen Regn und Madörin zum Hula-Song die Arme und Hüften und bereiten den gesteigert heiteren Sprung für alle in die Nacht.

von Anna Leibbrandt

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